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Gesundheit sollte ein eigenes Schulfach sein, meint Dr. Johannes Wimmer. Eine Frau trägt Bücher und einen Apfel auf dem Kopf.© GettyImages

Setzen, sechs!

Nicht für die Schule, sondern für das Leben sollen wir lernen. In Sachen Gesundheit gilt im deutschen Schulsystem aber: Note ungenügend.

Wenn Sie 100 Leute auf der Straße fragen: „Was ist für Sie das Wichtigste im Leben?“ – die meisten werden wohl antworten: „Gesundheit“. Was Sie nicht antworten werden: binomische Formeln oder Gedichtinterpretationen. Keine Frage, eine breite Schulbildung ist wichtig. Aber warum vernachlässigen wir in der Bildung eigentlich das, was uns am wichtigsten ist, nämlich unsere Gesundheit? Und damit meine ich nicht, dass man im Biologieunterricht lernt, wie sich Zellen teilen oder wie die Muskeln im Fuß heißen. Was fehlt ist allgemeine Gesundheitskompetenz und das richtige Gefühl für den eigenen Körper: Wie geht es mir? Wie tue ich meinem Körper etwas Gutes? Was hilft mir, wenn es mir nicht gut geht?

Was die Oma noch wusste

Früher gab es klassischerweise die Mama oder die Oma, die einschätzen konnte, wann es reicht über die Wunde zu pusten und wann man zum Arzt muss. Das war noch nicht optimal, aber wenigstens etwas. Heute ist das mit der Gesundheit und dem eigenen Wohlbefinden noch komplexer geworden, denn man kann tausende angebliche Experten zu Rate ziehen: Jedes Symptom lässt sich googeln – blöd dabei ist: aus Kopfschmerzen wird schnell ein Hirntumor, aus den Pizzabauch-Krämpfen Magenkrebs und aus einem eingeschlafenen Arm ein Herzinfarkt.

Späte Rache

Es geht aber nicht nur um „Dr. Google“: Themen, die jeden von uns betreffen, sollten von klein auf erlernt werden: gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und seelische Gesundheit. Als junger Mensch ist das Thema Gesundheit noch nicht so relevant. Der Körper macht vieles mit – und verzeiht auch viele Fehltritte. Die rächen sich aber unter Umständen später, beispielsweise in Form von Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen.

Eine Stunde Gesundheit

Ich finde: Gesundheit gehört auf den Stundenplan. Und zwar am besten als eigenes Schulfach, praxisorientiert, nicht theoretisch, nicht verklemmt und nicht einschläfernd. Das kann jungen Menschen helfen zu realisieren, warum ihre Gesundheit auch schon jetzt eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt und nicht erst in zwanzig Jahren. Denn wenn wir ehrlich zu uns selbst sind: Nach einem anstrengenden Arbeitstag ist die Couch doch verlockender als sich über Gesundheitsthemen zu informieren.

Also, was stoppt uns? Verstaubte Lehrpläne? „Das haben wir schon immer so gemacht?“ Unsere Kinder und unsere Gesundheit – das sind vielleicht zwei der wichtigsten Dinge im Leben. Es wird Zeit, dass wir beidem mehr Aufmerksamkeit schenken.

© Olaf Ballnus

Dr. Johannes Wimmer (34) ist praktizierender Arzt und Internetmediziner. In den NDR-Sendungen „Visite“ und „Dr. Wimmer – Wissen ist die beste Medizin“ gibt er alltagsnahe Tipps zur Gesundheit. 

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