
Kaum zu blauben: Blaue Redewendungen
Wir raten mal ins Blaue hinein: Mögen Sie Redewendungen? Wussten wir’s doch. Wir haben ein paar schöne Redensarten für Sie herausgesucht. Und bevor Sie sich nun grün und blau ärgern, weil Sie nicht wissen, wo sie ihren Ursprung haben: Ein paar Erklärungen gibt’s obendrauf.
Sein blaues Wunder erleben
Frühjahr 2001 – Schalke 04 ist Deutscher Fußballmeister. Aber nur für vier Minuten und 38 Sekunden. Dann beendet ein Tor der Bayern in der Nachspielzeit den Traum. War dies das erste blaue Wunder? Iwo. Das kennen die Menschen schon seit dem Mittelalter. Tuchfärber legten ihre Stoffe zum Färben in die „gelbe Küpe“ ein, eine gelblich-orange Färbeflüssigkeit. Anschließend hängten sie die nun gelb gefärbten Stoffe an die frische Luft.
Und nun geschah es: Durch den Kontakt mit Sauerstoff änderte sich die Farbe der Tücher von Gelb über Grün bis hin zu Blau. Weil die Menschen von chemischen Prozessen damals noch keine Ahnung hatten, sprachen sie vom blauen Wunder. Heute denken wir bei einem blauen Wunder vor allem an eine böse Überraschung. Fragen Sie doch mal einen Schalker.
Blau machen

© Sophia Martineck
Für die „gelbe Küpe“, über die wir oben schon geschrieben haben, war ein Inhaltsstoff besonders wichtig: Harnstoff. Und der steckt vor allem in Urin. Wie kamen die Tuchfärber damals an dieses, ähm, gelbe Gold? Klaro: Sie tranken sehr viel. Aus Erfahrung wissen wir fast alle: Wer Bier trinkt, bei dem läuft’s besonders gut.
Der Nachteil – damals wie heute: Nach einem Bierrausch ist mit dem Trinker am nächsten Tag nicht besonders viel anzufangen. Also hängten die Tuchfärber nach dem Gelage nur noch rasch die gelben Stoffe auf und ließen sie an der Luft blau werden. Sahen Passanten nun einen betrunkenen oder schlafenden Tuchfärber, wussten sie: Aha, der macht heute blau.

© Sophia Martineck
Den blauen Brief bekommen
Die Fünf in Französisch hat dem Autor dieses Textes in der achten Klasse dolle Bauchschmerzen verursacht. Schlimmer war nur noch die Angst vorm Schrieb mit den Worten: Versetzung gefährdet. Der berühmte blaue Brief. Der kam dann auch – allerdings waren weder das Briefpapier noch der Umschlag blau. Früher war das noch anders. Zumindest in Preußen: Im 18. Jahrhundert mussten königliche Anordnungen blickdicht verpackt werden. Dafür nutzte man Papier, das aus Uniformlumpen hergestellt wurde. Die waren in Preußen blau gehalten.
Blaues Blut
Nein, ein Adliger hat kein dunkleres Blut als ein Bankangestellter oder die nette Dame an der Discounter-Kasse. Schuld an dem Vorurteil sind die Spanier: Die Adelsfamilien Kastiliens sagten von sich, dass „Sangre Azul“, also blaues Blut, in ihren Adern fließe – weil sie im Vergleich zu spanischen Nichtadeligen auffallend blaue Venen hatten.
Wie das kam? Damals heirateten sich Adelige meist noch in andere Adelshäuser ein. Die Spanier taten das vornehmlich mit feudalen – und vor allem hellhäutigen – Mittel- und Nordeuropäern. Der spanische Adel war also einfach blasser, und nur deshalb waren ihre blauen Venen besser zu sehen als die der spanischen Nichtadeligen.

© Sophia Martineck
Ganz schön blauäugig

© Sophia Martineck
Wer hat erschreckend wenig Ahnung von der Welt? Blondinen sagen Sie? Dann sind Sie wahrscheinlich ein Macho – und blauäugig dazu! Nein, gemeint sind Babys. Und die haben – fast immer – blaue Augen. Das liegt daran, dass die Farbpigmente, die später die Augenfarbe ergeben, auf der Regenbogenhaut noch nicht in ausreichendem Maß vorhanden sind. Sie lagern sich erst im Laufe der ersten Lebensmonate an. Die Blauäugigkeit bezieht sich also schlicht auf die Naivität eines Kleinstkindes.
Noch mehr kurioses Wissen gefällig? Viele weitere unterhaltsame Fakten finden Sie hier. Auch kaum zu glauben: Der Blick aus dem Weltall auf unsere Erde. Wie ESA-Astronaut Thomas Reiter seine Missionen auf der Mir und der ISS erlebt – und welchen Tipp er Alexander Gerst gegeben hat erzählt er im Interview.
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